trun, 2019


«im Dialog zwischen alter und neuer Kunst, Dorf und Welt, Vergangenheit und Zukunft entwirft Gabrí ein facettenreiches Bild von Trun, das verdeutlicht, was das Dorf Trun so besonders macht: die unbändige künstlerische Kraft, die allem Niedergang trotzt...»

Was Trun von anderen Dörfern unterscheidet ist ein Spannungsverhältnis: einerseits zeichnet es sich durch seine reiche Geschichte, damit verbunden aber auch Stillstand aus, andererseits findet sich eine aussergewöhnliche Ballung von Kunst- und Kulturschaffenden, die das Dorf mit ihren Visionen in die Zukunft tragen. Für den Versuch, diesen Kontrast in Bilder und Töne zu fassen wurden die folgenden Filmaufnahmen mit einer alten Schweizer Paillard Bolex 16mm-Kamera aufgenommen, in schwarz/weiss, hauptsächlich im Modus eines, einer Fotografie nicht unähnlichen Standbildes. Zu sehen sind drei Gebäude, die Trun wohl am stärksten charakterisieren und aus je verschiedenen Gründen leer stehen: die Tuchfabrik, die aus wirtschaftlichen Gründen seit 2001 geschlossen ist, das Carigiet-Geburtshaus, das seit dem Brand vom Februar 2019 verlassen ist, und die Kirche Nossadunna dalla Glisch, die durch eine allgemeine Rückläufigkeit von Kirchengängern meist ungenutzt bleibt. Konterkariert wird dieses Bildmaterial, das bereits durch seine Ästhetik in die Vergangenheit zu verweisen scheint, mit einer Aufnahme eines von Clau Scherrer‘s geleiteten Konzertes in der Skulptur OGNA (Matias Spescha), das mit einer Kompositionen von Luciano Berio aus 1994 auf progressive Art und Weise Modernes versinnbildlicht. In der Kombination mit doppelbelichteten Aufnahmen der OGNA selbst, greift somit Altes und Neues, Vergangenes und Zukünftiges, rückwärts (anavos) und vorwärts (anavon) ineinander.

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